Gühring-Software macht die Produktion transparent

22 Produktionsmaschinen vernetzt Gühring bei Metec CNC mithilfe der neuen Softwarelösung „Gühring Machine Control Center“ (GMCC). Für das estländische Unternehmen bedeutet das 100 Prozent Kontrolle und Transparenz.

Wenn es um Digitalisierung geht, ist Estland eine Vorzeigenation: Steuererklärung abgeben, Laborergebnisse oder Behördenleistungen abfragen und sogar Regierungen wählen – das alles machen die Esten ganz einfach online und digital. Kein Wunder also, dass sich Andis Bulavs, Werksleiter von Metec CNC, diesen digitalen Fortschritt auch für das Unternehmen wünscht: „Wir in Estland sehen im Bereich Digitalisierung unsere Zukunft. Das ist unsere Chance weltweit wettbewerbsfähig zu sein. Auch in der Produktion ist der Schritt in die Digitalisierung sinnvoll und richtig. Er bietet viele Möglichkeiten die Prozesse transparenter und effizienter zu gestalten.“ Metec CNC ist ein Teil der Metec-Gruppe mit Hauptsitz in Estlands zweitgrößter Stadt Tartu. Seit 1993 produziert das Unternehmen Bauteile und komplexe fertige Anlagen für verschiedene Branchen wie die Automobil- und Rüstungsindustrie, Getriebe- und Medizintechnik, die Elektroantriebstechnik und die Optikindustrie. Fast die Hälfte der primär zerspanend hergestellten Produkte wird nach Deutschland exportiert – ein Land, mit dem Andis Bulavs aufgrund seines Studium an der Technischen Universität Chemnitz sehr verbunden ist. Alle restlichen Teile werden in verschiedene benutzungsfertige Maschinen und Anlagen eingebaut, welche ebenfalls zu 95 Prozent exportiert werden.

In den Hallen des Unternehmens stehen hochmoderne CNC-Maschinen – weniger modern war hingegen die Werkzeugverwaltung. Gühring-Experte Thomas Gassert, der Metec hinsichtlich Softwarelösungen betreut, erinnert sich an die Ausgangssituation: „Die Werkzeugausgabe fand sehr traditionell statt, mit einfachen Schubladen, in denen die Werkzeuge für alle zugänglich waren. Entnahm ein Mitarbeiter ein Werkzeug, stimmte der Bestand im ERP nicht mehr mit dem tatsächlichen Bestand überein.“ Dazu kommt, dass die Produktion im völligen Blindflug erfolgte: Wie bei vielen Unternehmen wurden Produktions- und Maschinendaten nicht digital erfasst und analysiert.

Firmengebäude der Firma Metec

Metec CNC mit Sitz in Estland produziert Bauteile für verschiedene Branchen.

Doch genau das wollte Andis Bulavs ändern: Er braucht Transparenz. In wie viel Prozent der geplanten Produktionszeit hat die Maschine wirklich produziert? Wurde mein beabsichtigtes Ergebnis aus der Vorkalkulation erreicht? Welchen Bereich der Produktionsanlage kann ich noch verbessern? Bulavs ist sich sicher: „Eine Vernetzung der einzelnen Maschinen ist der Schlüssel zu einer digitalisierten Fertigung und steigert die Effizienz und die Qualität.“

Die Ziele des Software-Projekts

GMCC: Transparenz durch Maschinenanbindung

Ein Gühring-TM-Schrank in der Produktion bei Metec

Mittlerweile verwaltet Metec CNC seine Werkzeuge in einem Gühring TM-Schrank.

Dafür suchte Bulavs lange nach einer technischen Lösung – und wurde fündig am Gühring-Messestand auf der Fachmesse AMB 2018. Gühring kannte er bereits als Werkzeuglieferant, über den er einen Teil seiner Werkzeuge bezog. Doch diesmal hatten die leuchtendgelben Werkzeugautomaten sein Interesse geweckt – oder genauer gesagt: die Software, die dahintersteckt. Die Gühring Tool Management Software (GTMS) koordiniert Werkzeugbestände in Unternehmen, indem sie sämtliche Entnahmen dokumentiert und sogar die Nachbestellung automatisch übernimmt. Was Bulavs aber überzeugte, war ein neues Modul der Software: Über das Gühring Machine Control Center (GMCC) würde sich jede seiner Maschinen an diese intelligente Software anschließen lassen, für eine komplett vernetzte und digitalisierte Produktion.

GMCC erfasst sämtliche Kennzahlen in einer Fertigung wie Betriebsdaten (BDE), Maschinendaten (MDE) und nicht zuletzt Prozessdaten. Dadurch können jederzeit und live Maschinenzustände überwacht werden. Durch permanente Laufzeitanalyse werden Potenziale zur Verbesserung schnell aufgedeckt. Hinterlegte Notfallpläne helfen dabei, Maschinenstillstände schnell und effizient zu beheben. Durch die Ausfallanalysen besteht die Möglichkeit, Muster zu erkennen, um damit zukünftige Ausfälle zu vermeiden. Ziel ist es, Stillstandzeiten in produktive Laufzeiten zu verwandeln. Bulavs war überzeugt: „Für mich war klar, ich habe den richtigen Partner für meine Vision gefunden. So eine flexible und kundenorientierte Softwarelösung habe ich bis dahin noch nie gesehen.“ Noch auf der Messe wurde ein kurzfristiges Meeting mit Thomas Gassert und einem Gühring-Programmierer organisiert. „Mir war schon im ersten Gespräch klar, dass daraus eine gute Zusammenarbeit entstehen wird“, versichert Gassert.

Metec CNC entschied sich für das Komplettpaket mit 100-Prozent-Kontrolle: Im ersten Schritt wurde ein Werkzeugausgabesystem eingerichtet, das durch GTMS gesteuert wird und sämtliche Komponenten, Hilfsmittel und Komplettwerkzeuge bei Metec CNC verwaltet. Im zweiten Schritt ging es an die Maschinenanbindung: Mittlerweile sind bei Metec CNC 22 Maschinen an das Gühring Machine Control Center angebunden. Darunter sind neue und moderne Maschinen, aber auch ältere Modelle, die über einen Adapter mit der Software verbunden werden. Beides funktioniert gleichermaßen gut, genauso wie die Aufnahme von Maschinen verschiedenster Hersteller in das System.

Ein Mitarbeiter bedient eine Zerspanungsmaschine bei Metec.

GMCC erfasst zum Beispiel, wenn eine Maschine umgerüstet wird.

Bei allen Maschinen, die an die Software angeschlossen sind, erfasst das System die Maschinenzustände samt erforderlichem Fehlermanagement und allen entsprechenden Auswertungsmöglichkeiten (OEE-Ermittlung, Leitstand etc.). Die Software ist bei Metec an das übergeordnete ERP-System gekoppelt. Dadurch kann sie sämtliche MDE-Meldungen automatisch an das ERP-System übergeben. Gleichzeitig übernimmt die Software alle Fertigungsaufträge automatisiert aus dem ERP-System und sorgt für eine Rückkopplung in Ist-Laufzeit.

Die Projektskizze zeigt, wie Maschinen, ERP und Werkzeugschränke miteinander verbunden sind.

Die komplette Fertigung auf einen Blick

 

GMCC ist kein Produkt von der Stange, sondern wird individuell an die Bedürfnisse des Kunden angepasst. Im Fall von Metec CNC wurden drei verschiedene Schaltpläne entwickelt, also digitale Übersichtsseiten, die der Mitarbeiter auf einem Monitor abrufen kann und die ihm einen Live-Überblick über alle relevanten Daten geben. Dazu gehört zum Beispiel ein „Fertigungsdashboard“, auf dem der Mitarbeiter alle 22 Maschinen im Blick hat. So sieht er auf einen Blick, welche Maschinen ausgelastet sind und wo es noch Kapazitäten gibt. Ein „Werkstattmonitor“ stellt detailliert den Maschinenzustandsverlauf dar. Hier kann sich der Mitarbeiter gezielt eine Maschine anschauen: Wann und wie lange ist sie gelaufen? Wie viel Zeit ist für Wartung draufgegangen? Wann gab es Unterbrechungen wegen technischer Probleme? Zehn verschiedene solcher Maschinenzustände werden bei Metec CNC ausgewertet. Wenn die Maschine also gerade nicht in Betrieb ist, ist sofort erkennbar, ob zum Beispiel eine technische Störung, ein Werkzeugwechsel oder ein anderer Grund dafür verantwortlich ist. „Diese digitale Überwachung bietet uns die Möglichkeit live und permanent am Produktionsprozess teilzunehmen und wenn notwendig umgehend einzugreifen“, erklärt Ahti Savi, Leiter der Technologieentwicklung bei Metec CNC.

Metec verfüht über mehrere moderne CNC-Maschinen.

22 Maschinen sind bei Metec CNC durch die Gühring-Software vernetzt.

Das Herzstück ist jedoch das individuelle „Maschinen-Cockpit“: Hier werden der Verlauf (OEE) und das voraussichtliche Ende des Auftrags angezeigt. Auf dem Dashboard sieht der Mitarbeiter sofort, welcher Auftrag gerade auf dieser Maschine bearbeitet wird, wie viel Teile des Auftrags schon bearbeitet wurden und wie viele noch ausstehen. Indem diese Ist-Bearbeitungszeiten erfasst und ausgewertet werden, ist eine reale Nachkalkulation möglich. Auch wiederkehrende Bauteile können dank dieser real gemessenen Werte aus der Vergangenheit besser kalkuliert werden.

Gassert fasst zusammen: „Der Kunde wollte ganz einfach Transparenz haben. Jede seiner 22 Produktionsmaschinen hat andere Einstell- und Bearbeitungszeiten und auch die Mitarbeiter, welche die Maschinen bedienen, arbeiten sehr unterschiedlich. Deshalb was Grundgedanke, diese ganzen Daten trotz völlig unterschiedlicher Ausgangslagen auszuwerten und in einer zentralen Datenbank zusammenzufassen. Das hat er durch uns erreicht.“

Fortschritt durch 20 Jahre Erfahrung

Dass mehr als 1600 km Luftlinie zwischen Metec CNC und Gühring liegen, war für die Zusammenarbeit kein Problem. Mit den Kollegen von Gühring Estland vor Ort und den Technikern per Live-Video-Support, wurde die GTMS problemlos bei Metec implementiert – Digitalisierung sei Dank. Erst zum Schluss flog Gassert für einen Workshop nach Estland, um sämtliche Abläufe und Prozesse zu definieren. „Die Zusammenarbeit mit Gühring ist sehr ehrlich und nachhaltig. In der Zwischenzeit sind wir zu einem guten Team zusammengewachsen“, sagt Bulavs. „Es hat sich hundertprozentig gelohnt diesen Weg zu gehen und ich bin froh, dass ich an meiner Vision festgehalten habe“, freut sich Bulavs. Die Software sei ein Teil des Unternehmens geworden, mit der Mitarbeiter täglich arbeiten. „Wir sind jetzt in der Lage neue Kundenanforderungen schneller bewerten und umsetzen zu können“, sagt auch Ahti Savi. „Der Bereich Digitalisierung ist noch lange nicht ausgeschöpft. Bereits heute arbeiten wir an weiteren Ideen und Zielen. Die nächste Ausbaustufe zur Anbindung des neuen Vermessungs- und Einstellsystems ist bereits definiert und soll schon in naher Zukunft installiert werden.“

GTMS ist zu einem High-End Produkt geworden, das auch im Digitalisierungsland Estland neue Standards setzt.

Thomas Gassert

Experte für Logistiklösungen, Gühring

Thomas Gassert freut sich, dass er eine Maschinenanwendung in das Digitalisierungs-Land Estland verkaufen konnte: „Möglich ist das nur, weil wir seit über 20 Jahren Werkzeugautomaten entwickeln und unsere Software ständig weiterentwickeln. So ist sie mittlerweile zu einem High-End Produkt geworden, das auch im Digitalisierungsland Estland neue Standards setzt.“

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